Kreatives Warten

Wie in anderen Beiträgen schon erwähnt, befinde ich mich seit nun mehr 1 1/2 Jahren in einer seltsamen Ausnahmesituation, in der ich nicht arbeiten kann, weil es mein körperlicher Zustand nicht gestattet, und sich auch nicht bessert, sondern verschlechtert, weswegen ich mir derzeit keine Arbeit suchen kann. Ich bin nicht fit genug, um in den Urlaub zu fahren, und nicht krank genug, um komplett bettlägerig zu sein. Ich habe relativ gute Tage, aber auch sehr, sehr schlechte, und keinen Tag völlig ohne Schmerzen, aber an manchen Tagen so stark, daß ich in die Ambulanz musste. Die terminlichen High-Lights der letzten Zeit waren Facharzttermine, als ich noch auf der Insel war, musste ich z.T. 3 Monate auf einen Termin warten. Seit ich zurückgekommen bin, hatte ich MEHR Arzttermine in kürzerer Zeit, sowie Krankengymnastik und Therapiegespräche, und Yoga, was meinen Wochenablauf zumindest ein wenig strukturiert, aber das Gefühl, nutzlos zu sein, breitet sich immer mehr in mir aus.
Zu meinem Glück bin ich eine kreative Autodidaktin, und so habe ich mir im letzten Jahr das Flötespielen beigebracht, Lieder auf meiner Gitarre einstudiert, getrommelt und Schlagzeug gespielt, gestrickt, gehäkelt, gemalt, im Internet gesurft, fotographiert, Filme gekuckt und geschrieben, alles Sachen die man auch machen kann, wenn man nicht so fit ist.
Ich bin in einem Transit, der Längste von vielen, den ich je erlebt habe, und nun wird meine Geduld auf eine weitere Probe gestellt, ich muss 2 Monate auf den psychosomatischen Klinikaufenthalt warten, den ich verschrieben bekommen habe, weil die Ärzte auch nicht mehr weiterwissen. Das bedeutet: mehr Schmerztabletten fressen, mehr Zeit in der ich nichts planen kann, kein "normales" Leben führen kann, kein eigenes Geld verdienen kann.
Hätte ich die Schmerzen nicht, und würde ich mich gesund fühlen, könnte das gerade ein wunderbares, geruhsames Leben sein, denn ansonsten fehlt es mir an Nichts, ich kann mich meinen Hobbys widmen, ausschlafen, mich schonen, ruhig abwarten, aber das gelingt mir nicht immer sehr gut, dieses Warten, es ist manchmal sehr quälend. Man sieht seine Mitmenschen ihr Tagewerk machen, man sieht, wieviel alle leisten, wie beschäftigt alle sind, und man selbst steht irgendwie Draussen.
Nach so einer Langzeiterfahrung empfindet man nicht mehr die Freude eines Wochenendes, oder des wohlverdienten Urlaubs, oder das Geschenk eines Feiertags. (Na gut, Wochenende ist, wenn die Ärzte zu haben, und wenn alle Zuhause sind).
Eine seltsame Lebensschule ist das gerade.
Ich bin gezwungen zu lernen, die Zeit loszulassen.
Meine Zukunft ist im Moment noch unplanbarer und unberechenbarer, als sie es eh schon immer war.
Ich muss lernen zu leben, während ich warte, während ich in dieser Warteschleife festhänge. Nun versteht Ihr sicher, warum ich soviel Zeit habe zu schreiben, warum ich nicht einfach mal in Urlaub fahre, und warum ich nicht brav arbeiten gehe, wie alle anderen auch, und warum ich Euch so minutiös mit dem Auf- und Ab meines Lebens bombardiere.
Ich wünsche mir sehr, daß diese seltsame Zeit bald durchgestanden ist, und in der Zwischenzeit werde ich weiterhäkeln und flöten, und schreiben, und irgendwie auch einfach versuchen, zu leben.
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