Herzgeschichten

Es geht ja schon eine ganze Weile so. Ein paar Wochen nun so extrem. Bin sehr nah am Wasser gebaut, lechze nach Nikotin, als hätte ich erst vorgestern damit aufgehört, bin gegen Ende der Woche zwar immer sehr zufrieden mit meiner Arbeit, aber meistens auch absolut erschöpft, habe das Gefühl, niemals satt zu werden, dafür jeden Tag dicker (auch wenn die Waage zum Glück nicht mehr anzeigt) und jeden Tag einsamer zu sein, und liebeshungriger, und gleichzeitig immer weniger belastbar, was laute Menschenmengen, Kneipen, Smalltalk etc. betrifft. Das ist genau der Zustand, vor dem man sich eigentlich immer gefürchtet hat, und weswegen ich den richtigen Schritt weg vom Rauchen zuvor nie wirklich gegangen bin. Man ist seinen Gefühlen so ausgeliefert, wie man es vielleicht das letzte Mal richtig als Kind war, und es hört sich verrückt an, wenn ich sage, daß ich dennoch das Gefühl habe, seelisch wohl langsam gesünder zu werden, aber es ist so. Auch, wenn ich noch immer große Angst vor all diesen Gefühlen, von dieser Menge, diesem Wust, dieser unüberschaubaren Unberechenbarkeit habe, so begreife ich doch auch den manchmal so wunderbar funkelnden Schatz, der mir dadurch geschenkt ist, die Freude, die, je stärker ich es ALLEN meinen Gefühlen gestatte, zurückzukehren, auch umso stärker fühlbar ist.
Heute traf sie mich mitten in der Stadt, mitten ins Herz.
Ich hatte immer einen Freund, seit Schulzeiten, wir liebten uns, waren aber nie richtig zusammen, und dann kam er zum Heroin und blieb dort all die Jahre, in denen ich wegzog, zurückkam, wieder wegzog, wieder zurückkam. Ich hielt den Kontakt, meldete mich immer wieder, wir trafen uns, trennten uns wieder, und immer hatte ich Angst, daß mich irgendwann die Nachricht erreicht, daß er gestorben ist, wie 3 andere Freunde von mir. Vor einigen Monaten brach der Kontakt ab, ich konnte ihn nirgends mehr erreichen, seine Wohnung war verlassen, und ich wusste auch nicht, wen ich fragen könnte. Ich fürchtete das Schlimmste, und heute traf ich ihn auf der Strasse, und er sagte, er habe sich endlich auf eine Therapie eingelassen, die wohl gut gelaufen ist, er hat die Wohnung verkauft, und sucht sich jetzt in einer anderen Stadt eine neue Arbeit. Sein geliebtes, vertrautes Gesicht, welches immer von der Droge aufgedunsen und entstellt gewesen war, war total verändert, er hat tiefe Falten bekommen, die aber irgendwie wie jetzt endlich am richtigen Platz zu sein schienen, und er freute sich, daß ich es sehen konnte, denn er selbst konnte es für sich fühlen, und das sah ich auch. Ich habe auf offener Strasse das Heulen angefangen, so glücklich war ich, daß er noch lebt, und daß er endlich etwas für sich ändern konnte.
Noch jetzt kommen mir die Tränen, wenn ich daran denke, und es ist seltsam, denn ich habe heute auch schon geheult, weil ich mich einsam fühlte, und es trotzdem nicht schaffte, noch mal raus unter Leute zu gehen, seltsam, weil ich nicht mehr so trennen kann, in : das ist ein negatives, das ist ein positives Gefühl, sondern eher: das ist sehr intensiv!
Das bedeutet auch, daß ich weniger an meinen Gefühlen leide (obwohl es schon noch oft der Fall ist), aber ich einfach öfter die Intensität wahrnehme und eher einfach als bereichernd empfinde. (Heulen tut eigentlich gut, ist erleichternd, gerade für mich, die jahrelang kaum geheult hat)

Noch immer bin ich damit am Anfang, habe manchmal noch immer Angst vor gewissen Gefühlen, wie Trauer, wie Wut, denn es stimmt einfach, daß meine Gefühle sehr stark sind, und ich sie einfach extrem intensiv wahrnehme, so daß ich bisher meistens Schutz suchte z.B. hinter viel Rauch und anderen wirksamen Mauern, aber ich sehe heute mehr und mehr, daß mir dann, neben dem Leid, welches zum Leben dazugehört, auch solche Freude wie heute entgehen würde, und das will ich eigentlich nicht mehr verpassen.

So. Schlaft gut ins Wochenende, meine lieben Lieben!
:-)
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