Volkstrauertag
Ich hoffe doch mal sehr, daß es nicht auf meine Emphatie zurückzuführen ist, daß ich heute so traurig bin. Heute wird nämlich dem gesamten Volk Trauer verordnet, und in meiner Jugend bemerkte man das Herannahen dieses Tages daran, daß ab 24h Tanzverbot in den Diskotheken herrschte. Ansonsten hatte meine Generation wenig mit diesem Tag zu tun, an dem der Opfer eines Krieges gedacht werden, dessen Greuel wir nur vom Hörensagen kennen.
In unseren Breiten muss wohl so ein Tag verordnet werden, weil das Thema Tod und Verstorbene so vehement von den Lebenden getrennt ist.
In anderen Kulturen werden die verstorbenen Ahnen wie Götter verehrt, in Hausaltären sind sie präsent in das Alltagsleben eingebunden, werden um Rat und Hilfe gefragt, und nie vergessen und weggesteckt, auf dunklen, kalten Friedhöfen verbannt.
Hier muss man Gedenktage einrichten, damit die Menschen nicht vergessen, und wie auf Knopfdruck holen sie dann ihre gutweggepackte Trauer hervor, so wie sie an Weihnachten gerne rührselig werden, und an Fasching fröhlich.
Ich persönlich finde, daß jeder Mensch, der einmal gelebt hat, ob er nun Heldentaten vollbracht hat oder nicht, des Gedenkens wert ist, an jedem Tag, da es uns doch daran erinnert, welchen Weg wir alle einmal gehen. Ich finde auch, daß das viele Geld, was die Gedenkfeiern und Kränze und Blumen kosten, lieber LEBENDEN Notleidenden gespendet werden sollte. Ich finde, man sollte lieber einen anderen Umgang mit dem Tod lehren, damit die vielen Hinterbliebenden, die sich z. B.mit ihren Toten nicht versöhnen konnten, lernen, damit umzugehen, und ihren Frieden damit IM LEBEN machen können. Dazu müsste der Tod viel mehr im Leben intergriert sein, nicht so ausgegrenzt, auf bestimmte Tage im Jahr gepresst, an Stadtränder verbannt.
Ich persönlich fände es schön, stünde meine Asche auf dem Kaminssims eines Menschen, der mich geliebt hat. Oder noch besser, meine Asche im Meer oder um einen Baum herum gestreut, und nur ein Bild von mir bleibt zurück. Und der jeden Tag eine kleine Kerze für mich anzündet, und mit mir spricht, und mir ab-und zu frische Blumen hinstellt. Der mein Bild betrachtet, und jeden Tag vielleicht ein bisschen weniger traurig sein muss, weil er sich mir nahe fühlen kann. Der sich über mein Andenken freut, und nicht zwangweise daran erinnert werden muss, als etwas Unangenehmes, was mühsam aus dem Dunkel geholt werden muss.
Das, finde ich, schafft so viel mehr Leid.
Bitte, das ist ein schwieriges Thema, und ich möchte niemandem mit meinen Ansichten irgendwie zu nahe treten.
Ich habe selbst liebe Tote zu beklagen und es werden immer mehr werden, solange ich lebe.
Weil ich das weiss, muß ich mich mehr mit diesem Thema auseinandersetzen, und neue Wege für mich finden, weil ich sonst vielleicht daran zerbreche.
Traurig bin ich immer noch.
In unseren Breiten muss wohl so ein Tag verordnet werden, weil das Thema Tod und Verstorbene so vehement von den Lebenden getrennt ist.
In anderen Kulturen werden die verstorbenen Ahnen wie Götter verehrt, in Hausaltären sind sie präsent in das Alltagsleben eingebunden, werden um Rat und Hilfe gefragt, und nie vergessen und weggesteckt, auf dunklen, kalten Friedhöfen verbannt.
Hier muss man Gedenktage einrichten, damit die Menschen nicht vergessen, und wie auf Knopfdruck holen sie dann ihre gutweggepackte Trauer hervor, so wie sie an Weihnachten gerne rührselig werden, und an Fasching fröhlich.
Ich persönlich finde, daß jeder Mensch, der einmal gelebt hat, ob er nun Heldentaten vollbracht hat oder nicht, des Gedenkens wert ist, an jedem Tag, da es uns doch daran erinnert, welchen Weg wir alle einmal gehen. Ich finde auch, daß das viele Geld, was die Gedenkfeiern und Kränze und Blumen kosten, lieber LEBENDEN Notleidenden gespendet werden sollte. Ich finde, man sollte lieber einen anderen Umgang mit dem Tod lehren, damit die vielen Hinterbliebenden, die sich z. B.mit ihren Toten nicht versöhnen konnten, lernen, damit umzugehen, und ihren Frieden damit IM LEBEN machen können. Dazu müsste der Tod viel mehr im Leben intergriert sein, nicht so ausgegrenzt, auf bestimmte Tage im Jahr gepresst, an Stadtränder verbannt.
Ich persönlich fände es schön, stünde meine Asche auf dem Kaminssims eines Menschen, der mich geliebt hat. Oder noch besser, meine Asche im Meer oder um einen Baum herum gestreut, und nur ein Bild von mir bleibt zurück. Und der jeden Tag eine kleine Kerze für mich anzündet, und mit mir spricht, und mir ab-und zu frische Blumen hinstellt. Der mein Bild betrachtet, und jeden Tag vielleicht ein bisschen weniger traurig sein muss, weil er sich mir nahe fühlen kann. Der sich über mein Andenken freut, und nicht zwangweise daran erinnert werden muss, als etwas Unangenehmes, was mühsam aus dem Dunkel geholt werden muss.
Das, finde ich, schafft so viel mehr Leid.
Bitte, das ist ein schwieriges Thema, und ich möchte niemandem mit meinen Ansichten irgendwie zu nahe treten.
Ich habe selbst liebe Tote zu beklagen und es werden immer mehr werden, solange ich lebe.
Weil ich das weiss, muß ich mich mehr mit diesem Thema auseinandersetzen, und neue Wege für mich finden, weil ich sonst vielleicht daran zerbreche.
Traurig bin ich immer noch.
momoseven - 2008/11/16 13:07
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Ein Kollege von mir ist seit Kindheit an mit seinen Eltern regelmäßig in Namibia gewesen, wo sein Vater als Ethnologe arbeitete. Er genoss dort hohe Anerkennung und wurde mit der ganzen Familie als enger Freund des Häuptlings aufgenommen.
Als seine Mutter vor zwei Jahren starb, wurde für sie hier ein ganz normales, deutsches Begräbnis abgehalten, aber die Freunde in Namibia wollten sich ebenfalls von ihr verabschieden. Vater und Sohn flogen hin und dokumentierten in einem Film das dortige Ereignis, die Tote in einem einwöchigen Fest zu betrauern oder eher zu feiern. Ich hab den Film gesehen und mich einer zunehmenden Fröhlichkeit nicht erwehren können. Nach einer Woche Trauerfeier mit lautem, gegenseitigem Austausch, mit Lachen, Weinen, Tanzen, Essen und Trinken schien es auch dem letzten der "Angehörigen" recht zu sein, ein bisschen allein sein zu dürfen.
Das geht hier nicht, ist mir schon klar, aber vielleicht steckt ein Bedürfnis danach auch den hiesigen Trauernden. Es traut sich nur keiner, was zu sagen, weil wir so diffus und verquarzt im Umgang mit dem Tod geworden sind.
Die Kirche hat sicherlich dazu den Löwenanteil beigesteuert, weil sie die Menschen starr vor Schreck über das Ende des Lebens gemacht hat, um sich den letzten Rest Macht zu sichern. Und wir Deppen latschen blind und stumm hinterher.
Danke, liebe Nic
Ich war mal in Bali auf einer Kremation einer ziemlich hochgestellten Persönlichkeit, und es war die bunteste und fröhlichste Trauerfeier, die ich je erlebt hatte. In Indien konnte ich beobachten, daß der Tod viel präsenter und somit realer gehandhabt wird. Für uns natürlich unverständlich und befremdend, aber dort, am Ganges baden die Menschen zwischen den herumschwimmenden Leichen derer die nicht verbrannt werden
( Kinder unter 2 Jahren, schwangere Frauen, Menschen die von eier Schlange getötet wurden, Saddhus), die Gesichter des Todes sind nicht verborgen, der Körper zerfällt, und das weiss dort jedes Kind.
Natürlich ist es anders in einer Kultur, die eine Wiedergeburt miteinbezieht, und der Tod als eine Befreiung der diesseitigen Mühen und als ein Wechsel der Welten betrachtet wird, und die Verheissung beinhaltet, wiederzukehren.
Ich würde nicht wollen, daß Menschen, die mich kannten, nur noch auf einem Friedhof, vor einem Stein mit meinem Namen an mich denken können, und sich vorstellen müssen, wie ich da unter ihnen im Sarg liege.
Ich würde nicht wollen, daß sie traurig sind, nur,weil man Trauer zu verspüren hat, wenn man eines Toten gedenkt.
Ich würde mich eher freuen, wenn sie über meine blöden Witze weiterlachen könnten, sich der Farbe meiner Augen genau erinnern, und vielleicht immer lachen müssen, wenn sie ein Blatt mit Löchern sehen.