Dienstag, 25. November 2008

Science-Fiction ist schon heute

Wo einen wahlloses Zappen manchmal hinführt:
Die Reportage: "Frozen Angels" heute Nacht im ZDF, ein einfühlsamer, kritischer Bericht aus der Welt der künstlichen Befruchtung, der Leihmütter, der bereits am Horizont heraufdämmernden, gentechnisch perfektionierten, blonden und blauäugigen Nachkommenschaft, künstlich gestaltet nach Wunsch und Bedürfniss der, grundsätzlich wohlhabenden Wunscheltern.
Die Idee, die Hitler von den Amis geklaut hat, denn die hatten diese Idee schon lange.
Manipulation des Erbgutes, Eugenik, die bewusste Züchtung von intelligenteren, schöneren, krankheitsresistenteren Menschen.
In der Sendung: ein wunderbarer, zynischer dicker Mann, ein Radiosprecher, der sich dieses Themas vehement angenommen hat, seine Kinder sind selbst Produkte des Invitroverfahrens, der sagte, wenn ich meinen Kindern 20-30 Lebensjahre mehr schenken kann, Klar, SOFORT!!!
Die Szenen bei der Geburt einer Leihmutter, die 9 Monate im vollen Bewusstsein ein Kind in sich austrägt, um es dann wegzugeben. Ihr beherrschtes Gesicht, das bereits zeigt, daß sie sich über viele Jahre grämen und sehnen wird. All die vielen, seltsamen, unterdrückten Gefühle, die dabei eine Rolle spielen. Ein ausgesprochen symphatischer junger Mann, der einer der ersten Ergebnisse dieser Verfahren war, sein Spender hatte einen IQ von 180, er auch, aber er ist so intelligent, daß er sich davon distanziert, daß er sagt, für ihn ist das etwas perverses, Geldmache, Gottspielen, an der Natur rumpfuschen.

Das mir, mir, einer Frau von 46 Jahren, die, weil sie (leider) nie jemanden fand, der das mit ihr hätte durchziehen wollen, nie Kinder hatte, und GOTTSEIDANK niemals hat abtreiben müssen. Die zu alt, und gar nicht Geld verdienend ist, um eines der Millionen von elternlosen Kindern adoptieren zu dürfen, (ihre eigene Mama ist ein Adoptivkind), die sich erst vor kurzem eine Hormonspirale hat einsetzen lassen, um nicht ungewollt aus diesem Kelch trinken zu müssen, und die weinen muss, wenn sie eine Geburt im Fernsehen sieht.

Es gent nicht um die Kinder, die dann entstehen. Die sind, wie alle Kinder, einfach wunderbar. Es geht darum, was in den Köpfen dieser Menschen ist, was für Herzenswünsche sie züchten, daß Samenbänke für manche Menschen ein äusserst lukratives Geschäft geworden sind, eine Marktlücke sozusagen. Das perfekte Kind, das wollen sie haben, auch wenn ihnen die Natur und ihr Schicksal eigentlich sagten, es ist nicht an Euch!

Das geht bei mir ans Eingemachte. Denn, obwohl die Medizin mittlerweile soweit fortgeschritten wäre, daß selbst ich in meinem Alter noch ein Kind haben könnte, und dieses Wissen manchmal, und heute nacht mal wieder besonders an mir nagt, das Schicksal hat es mir nicht so bestimmt, und ich würde es auch nicht erzwingen wollen, ich glaube, daß alles so sein muss, wie es kommt im Leben, und man das Beste drausmachen muss, aus dem, was einem gegeben wird.
Alles, was man mit seinem EGO durchzudrücken versucht ist irgendwie nicht gesund.
Dennoch ist es schmerzvoll für eine Frau, zu wissen, daß sie nie leibliche Mutter sein wird, nie erleben, wie es ist, schwanger zu sein, nie ein kleines Wesen an seiner Brust saugen fühlen wird.
Das IST heftig, und obwohl ich mich schon jahrelang mit diesem Thema beschäftigt habe, knallt es heute Nacht richtig ordentlich rein.
WEIL ich vielleicht jetzt endlich weiss, daß ich eine gute Mutter hätte sein können, den ich habe soviel zu geben, und an wen???

Na, immerhin, ich bin eine beliebte Tante, alle Kinder, und alle Eltern, mit denen ich zu tun hatte, mochten mich sehr ob meiner Geduld und Liebe, die ich ihren Kindern entgegenbrachte.
Und vielleicht ist es ja das was mich irgendwie auszeichnet,
Ich liebe ALLE Kinder. Sind doch eh nicht mein Eigentum, also was soll´s.

Daß ich wahre Mutterschaft nie erleben werde, na ja, damit muss ich leben, es wird mich aber niemals daran hindern, jedes Kind, das mir begegnet, zu lieben, und beschützen zu wollen.

Aus 2. Hand habe ich erfahren, daß eine Adoption eine gute Sache sein kann, und diese Welt ist voll von elternlosen Kindern.
Warum sich nicht um das kümmern, was IST???
Wohin führt uns dieser Egoismus der Menschen, die unbedingt etwas haben wollen, das die Natur ihnen verwehrt???

Es grüsst eine ziemlich aufgewühlte und nachdenkliche Mone
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rinpotsche - 2008/11/25 18:38

Ich bin zwar Mutter auf natürlichem Wege und liebend stolz auf meine Kinder, aber --nee, mal nix aber. Vor der ersten Schwangerschaft hatte ich eine Abtreibung, die, egal aus welchem Grund der Abbruch damals stattfand, eine Schuld hinterlassen hat. Ich weiß nicht, ob ich ohne diese ungreifbare Last jemals ein Kind gewollt hätte, jedenfalls hatte ich einfach Angst, mein Schicksal zu sehr herausgefordert zu haben. Der Preis dafür der Verlust einer wichtigen Fähigkeit gewesen wäre. Eigentlich wollte ich "es" hinter mich bringen und danach wieder leben wie zuvor, aber die Tat hatte den Würfelbecher bei mir nochmal blind geschüttelt und ich konnte nicht druntergucken, welche Punktzahl dabei rauskam. So war, zusätzlich zur gnadenlos tickenden, biologischen Uhr, der Kinderwunsch wie ein schon existierendes Wesen ständig neben mir und tippte auf meine Schulter.
Ich bin nicht der Meinung, dass alle Entscheidungen zu einem Kind zu kommen, leichtfertig getroffen werden. Und auch wenn ich, genauso wie Du, die menschelnden Exzesse verurteile, so würde ich doch jedes Schicksal einzeln betrachten. Wenn es eine "göttliche" Naturinstanz gibt, dann frage ich mich, warum diese mittlerweile recht leicht austricksbar ist? Und warum wir Menschen überhaupt die Grenzen diskutieren und überschreiten können?
Ich habe Respekt vor den Frauen, die abtreiben, und vor denen, die keine Kinder haben (haben ist ein dummes Wort in diesem Zusammenhang) und auch vor den Frauen, die ALLES für eine Schwangerschaft geben. Und ich glaube, es gibt nur sehr wenige Menschen, die damit spielen können, ohne nicht irgendwann darüber zu zerbrechen.

momoseven - 2008/11/25 19:07

Dein letzter Satz fasst gut zusammen, was ich dazu fühle.
Ich habe genauso Verständniss für die Frauen, die sich so sehr ein Kind wünschen, und keines bekommen können. Ich selbst weiss ja nicht mal, ob ich überhaupt fruchtbar bin. Ich verstehe auch irgendwo die Leihmütter, die oft schon eigene Kinder haben, und sagen, sie freuen sich, anderen, kinderlosen Frauen helfen zu können, dennoch spielen sie mit diesen Sachen rum, und leiden nachher ein ganzes Leben daran. Bin halt gestern beim Zappen auch in Berichte über Waisenhäuser geraten, das volle Programm eben, und mir ist das Ganze einfach unheimlich, wie heute so ziemlich alles...
Grüsschennic
rinpotsche - 2008/11/25 20:06

Die Kinder haben ja leider oft die Funktion, von irgendwelchen Leiden abzulenken: mangelndes Selbstwertgefühl, Partnerkrisen, Neid, Langeweile, Sehnsucht nach gesellschaftlicher und persönlicher Vollständigkeit, Angeberei, Ablenkung, Egoismus, Planerfüllung etc. Witzig ist, dass genau die Misstände gerade wegen den Kindern wieder auftauchen. Man hat sie nur zeitlich verschoben.
Ganz abgesehen davon gibt es natürlich den wissenschaftlichen Ehrgeiz, sozusagen das Überangebot zur Nachfrage mit rein merkantilen Aspekten. Leider steht der Materialismus im Vordergrund und Kinderproduktion hat kaum noch eine Unterscheidung zu sonstigen Anbeboten lebloser Art. Moral hat mittlerweile einen sauren Beigeschmack bekommen und man ist gezwungen, die eigene zu definieren, aber man muss auch sagen, dass es ein schwieriges Unterfangen geworden ist.
creature - 2008/11/25 20:19

schlimm find ich ja folgende gründe für kinder;

weil es die kirche sagt
um erben oder betriebsnachfolger zu bekommen
damit die rente sicher ist
damit die oma ein enkerl bekommt
um eine beziehung zu kitten und den mann zu binden
um kräftig alimente abzucashen
um vor anderen nicht blöd dazustehen
den familiennamen erhalten
dem eigenen land einen gefallen tun

das find ich gut;

ein lebewesen bei der entwicklung zu beobachten
ein wesen zu umsorgen und liebhaben
von kindern lernen die welt mit ihren augen zu sehen
(war für mich das schönste)
rinpotsche - 2008/11/25 21:10

Gestern Abend blieb ich bei Beckmann hängen(demn man kaum noch anschauen kann, seit es ihn gibt und switch reloadad) mit Gloria von Thurn und Taxis. Das Nobel-Frauchen kriselte mit der abgeschafften, arrangierten Ehe seit hundertfünfzig Jahren. Die Aus-dem-Rahmen-fallende-selbst-ernannte-Punk-Prinzessin hätte gern Adäquates, Standesgemäßes. In ihrer aufgesetzten Nichtanpassenderei sicher ein Vorbild für einige. Also munter drauf los mit dem abgesicherten Kinderzeugen nach DIN-Norm. Man erreicht ja einiges..
momoseven - 2008/11/25 21:25

Auch wenn diese Promi-Adoptionen wie von Madonna oder Angelina Jolie umstritten sind, ich finde die geben damit ein wesentlich besseres Beispiel ab, als die Menschen, die sich eine Leihmutter nehmen.

rinpotsche - 2008/11/25 23:58

die haben ihre Leihmütter nur nicht offiziell organisiert. Wie gesagt, ich finde, man sollte jeden Beteiligten anhören. Vor meinem Abbruch musste ich ein Gespräch zwecks eventueller Adoption führen, ich wurde förmlich zu dieser Option gedrängt. Es wäre nicht viel anders zur Leihmutterschaft gewesen.
Erst gestern hatte ich geträumt, einen dicken, schwangeren Bauch zu haben und das Baby bewegt sich darin nicht. Wir Frauen sind im wahrsten Sinne des Wortes GEBEUTELT.
momoseven - 2008/11/26 00:20

Ja,

selbst als Nichtbeutelweibchen. Blute seit 3 Wochen mit dieser Spirale, die jetzt völlig unnütz in meinem Körper steckt.
Ich habe mal die Geburt eines Sohnes geträumt, mit Schmerzen und Blut und allem. Vielleicht hat mich das unbewusst mit beeinflusst.
Mein grosser Respekt gilt den Frauen, die so etwas durchgestanden haben, sogar mehrmals. Meine Mutter hatte, neben uns Dreien, noch mehrere Fehlgeburten, eine unvorstellbare Belastung.
momoseven - 2008/11/26 13:25

Nachtrag

In einem der GEO- Magazine die hier bei uns auf dem Klo rum liegen las ich, daß eine Studie an fast 2000 Männern, deren Mütter teilweise Fruchtbarkeitsbehandlungen oder Invitro-Verfahren verwendeten, ergab, daß die Fertilitätsrate der Männer in jungen Jahren um 46% zurückgegangen ist, Millionen weniger Samenzellen im Sperma.
Bisschen beängstigend, die Schlussfolgerung daß "künstlich" erzeugtes Leben weniger Leben weitergeben kann. In die Zukunft hineingedacht sieht das wie ein Ausgleich aus, und je mehr mit solchen Sachen rumgespielt wird, desto mehr Auswirkungen scheinen sich im Nachhinein zu entwickeln.
Trotzdem dies im im Moment noch mehr eine Frage der Ethik ist, ich frage mich echt, was da auf uns zukommt, welche Spätschäden sich entwickeln werden.
Ich grusele mich!

creature - 2008/11/26 13:43

dieses thema war gestern auf arte; "das austerben der männer" war, glaub ich, der titel.
der begründete, im tierversuch nachweisbare grund sind viele plastikteile, von kinderfläschchen, schnuller, wasserflaschen und weiß gott noch alles, darin sind hormonsubstanzen die erbschädigend wirken, schon bei ungeborenen.
bei einer nachfolgenden diskussion verteidigte ein wirtschaftssprecher diese produkte aufs heftigste und meinte, beweise gäbe es nicht, tierversuche sagen gar nichts.
es erinnerte mich an die contergan-geschichte, dieses mittel wurde als harmlos vorgegeben obwohl bei ratten schlimmste verkrüppelungen festgestellt wurden.
diesen film der darüber gemacht wurde durfte lange zeit nicht gezeigt werden, der hersteller hatte dieses verbot gerichtlich durchgesezt, das sagt ja alles!
am besten ist man hält sich an die natur, meidet alles was in labors durch veränderung und neu zusammenmischen von molekülen und elementen erzeugt wird.
momoseven - 2008/11/26 14:40

Ja, das glaube ich auch.
Das Problem an der Wissenschaft, vor allem jener, die eng mit der Marktwirtschaft verbunden ist, wie z,B, die Pharmaindustrie, ist, daß sie Dinge tut, aus dem einfachen Grund, weil sie es KANN. Und wenn dann Probleme auftauchen, wird das gern vertuscht, weil die Probleme das tolle Ergebniss ja wieder schmälern würden, nur das es dann eben leider kein tolles Ergebniss mehr ist. Eine Art Eigenblindheit, ein Nicht-Zugebenkönnen von mitunter gravierenden Fehlern, oder Fehlschlüssen, die die Vernunft schon lange überholt hat.

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