Zeit heilt
Obwohl sich von den Umständen her im Moment gar nicht so viel verändert hat, habe ich derzeit das Gefühl, in einen neuen Lebensabschnitt einzutreten.
Ich merke es an vielen kleinen und auch größeren Dingen, die mir in der letzten Zeit begegnet sind, die sich im Nachdenken darüber langsam zu einem neuen Bild formen.
Eine schöne und wichtige Neuigkeit gibt es, ich werde wohl nach Ablauf des arbeitsamtlichen Wiedereingliederungsprojekts im Kino bleiben können. Das bedeutet für mich, daß ich tatsächlich mal wo angekommen bin, und eine ausbaufähige Aufgabe gefunden habe, die mir Spaß macht, die meinen Begabungen entspricht und meiner Ethik, in einem Umfeld, und mit Kollegen, in dem und mit denen ich mich wohlfühle.
So etwas hatte ich noch nie, und schon gar nicht längerfristig.
Da ich nun schon fast 2 Jahre dort dabei bin, und nach wie vor wirklich gerne hingehe, ist das auch schon ein Fakt, und keine Strohfeuerbegeisterung mehr, wie ich sie ja auch an mir kenne.
Mit diesem Wissen fällt bei mir ein großer, schwerer Brocken weg, der mich mein ganzes Leben begleitet hat, das Gefühl, nichts rechtes zu sein, nichts rechtes zu machen, die eigene Zeit zu verschwenden.
(Hier mal ganz spezifisch und gezielt einen Dank dafür, so viel Geduld und Wohlwollen für mich aufgebracht zu haben! Ja, diesmal bist Du gemeint!)
Es ist gerade seltsam, denn ich habe zur Zeit einen Arbeitskollegen, dem es im Moment so ähnlich, oder noch schlimmer geht, wie mir, als ich dort vor 2 Jahren anfing. Wenig belastbar, kaum konzentrationsfähig, weil elendige Probleme im Nacken, kaum Selbstvertrauen, zum Teil sehr frustriert über sich selbst, kaum Erfolgserlebnisse, wahrscheinlich innerlich sehr einsam. Ich mache mir viele Gedanken, wie ich ihn motivieren könnte, wie ihm helfen, und ich erinnere mich dabei wieder sehr gut an meine Gefühle damals.
Und es ist für mich nach wie vor ein Wunder, daß ich da wieder rausgefunden habe. Und ich weiß auch, daß ich, unterstützt von wirklich lieben Menschen, viel selbst dazu tun musste, und auch zwischendrin ziemlich schwere Zeiten hatte, in denen ich am liebsten zurück in die Verantwortungslosigkeit z.B.einer Krankheit habe flüchten wollen.
Mittlerweile hat sich das total geändert, und gleichzeitig habe ich auch langsam gelernt, auf mich und meine Signale zu hören, und meistens verstehe ich sie inzwischen auch.
Gestern hatte ich meine Routineuntersuchung beim Frauenarzt, und wir sprachen über die Wechseljahre. Dabei wurde mir das erste Mal bewusst, daß es ein Leben "danach" gibt, d.h. eine Zeit, in der der Kopf (und der Körper) eine Befreiung erlebt, nämlich die Befreiung von dem übergroßen Drang nach körperlicher Liebe, ein Drang, der bei mir früher sehr stark war, und mich zeitweise dermaßen stark in Anspruch genommen hat, daß ich mich auf fast nichts anderes konzentrieren konnte. In meinen letzten 2 "unberührten" Jahren, habe ich das Fehlen dieses "Spiels", und auch die, durch das Absinken des Hormonspiegels langsam nachlassende Libido als einen Verlust empfunden, aber nun spüre ich langsam, daß damit auch wieder Platz für Neues frei wird.
Vielleicht für die Liebe?
Wer weiß?
Ich habe einfach nach langer Zeit das Gefühl, daß mein Leben nicht zu Ende ist (eine Zeitlang hat es sich tatsächlich so angefühlt), sondern eher, daß es, unter neuen Vorzeichen wieder zurückkehrt.
Ein gleichaltriger Freund hat mal gesagt, er wäre gerne wieder 20, aber mit den Gefühlen und dem Wissen von heute.
Klar, das wäre natürlich schön, und es ist eine dieser Ironien des menschlichen Lebens, daß man körperlich schon längst den Zenit überschritten hat, wenn man endlich kapiert hat, was man will, und was einen glücklich macht, aber es ist dennoch nicht zu spät, um noch ein paar coole Sachen zu machen und eine gute Zeit zu haben.
Das habe ich auf jeden Fall vor in diesem kommenden Lebensabschnitt, auch wenn ich gleichzeitig weiß, daß weiterhin schwierige und schmerzhafte Phasen auf mich zukommen werden.
Das Schönste ist einfach, ich habe wieder eine Perspektive, ich mag mich, und ich mag das Leben, das sich vor mich entfaltet.
Und stehe voll und ganz dazu und drin!
Schönen Abend, Ihr Lieben!
:-)
Ich merke es an vielen kleinen und auch größeren Dingen, die mir in der letzten Zeit begegnet sind, die sich im Nachdenken darüber langsam zu einem neuen Bild formen.
Eine schöne und wichtige Neuigkeit gibt es, ich werde wohl nach Ablauf des arbeitsamtlichen Wiedereingliederungsprojekts im Kino bleiben können. Das bedeutet für mich, daß ich tatsächlich mal wo angekommen bin, und eine ausbaufähige Aufgabe gefunden habe, die mir Spaß macht, die meinen Begabungen entspricht und meiner Ethik, in einem Umfeld, und mit Kollegen, in dem und mit denen ich mich wohlfühle.
So etwas hatte ich noch nie, und schon gar nicht längerfristig.
Da ich nun schon fast 2 Jahre dort dabei bin, und nach wie vor wirklich gerne hingehe, ist das auch schon ein Fakt, und keine Strohfeuerbegeisterung mehr, wie ich sie ja auch an mir kenne.
Mit diesem Wissen fällt bei mir ein großer, schwerer Brocken weg, der mich mein ganzes Leben begleitet hat, das Gefühl, nichts rechtes zu sein, nichts rechtes zu machen, die eigene Zeit zu verschwenden.
(Hier mal ganz spezifisch und gezielt einen Dank dafür, so viel Geduld und Wohlwollen für mich aufgebracht zu haben! Ja, diesmal bist Du gemeint!)
Es ist gerade seltsam, denn ich habe zur Zeit einen Arbeitskollegen, dem es im Moment so ähnlich, oder noch schlimmer geht, wie mir, als ich dort vor 2 Jahren anfing. Wenig belastbar, kaum konzentrationsfähig, weil elendige Probleme im Nacken, kaum Selbstvertrauen, zum Teil sehr frustriert über sich selbst, kaum Erfolgserlebnisse, wahrscheinlich innerlich sehr einsam. Ich mache mir viele Gedanken, wie ich ihn motivieren könnte, wie ihm helfen, und ich erinnere mich dabei wieder sehr gut an meine Gefühle damals.
Und es ist für mich nach wie vor ein Wunder, daß ich da wieder rausgefunden habe. Und ich weiß auch, daß ich, unterstützt von wirklich lieben Menschen, viel selbst dazu tun musste, und auch zwischendrin ziemlich schwere Zeiten hatte, in denen ich am liebsten zurück in die Verantwortungslosigkeit z.B.einer Krankheit habe flüchten wollen.
Mittlerweile hat sich das total geändert, und gleichzeitig habe ich auch langsam gelernt, auf mich und meine Signale zu hören, und meistens verstehe ich sie inzwischen auch.
Gestern hatte ich meine Routineuntersuchung beim Frauenarzt, und wir sprachen über die Wechseljahre. Dabei wurde mir das erste Mal bewusst, daß es ein Leben "danach" gibt, d.h. eine Zeit, in der der Kopf (und der Körper) eine Befreiung erlebt, nämlich die Befreiung von dem übergroßen Drang nach körperlicher Liebe, ein Drang, der bei mir früher sehr stark war, und mich zeitweise dermaßen stark in Anspruch genommen hat, daß ich mich auf fast nichts anderes konzentrieren konnte. In meinen letzten 2 "unberührten" Jahren, habe ich das Fehlen dieses "Spiels", und auch die, durch das Absinken des Hormonspiegels langsam nachlassende Libido als einen Verlust empfunden, aber nun spüre ich langsam, daß damit auch wieder Platz für Neues frei wird.
Vielleicht für die Liebe?
Wer weiß?
Ich habe einfach nach langer Zeit das Gefühl, daß mein Leben nicht zu Ende ist (eine Zeitlang hat es sich tatsächlich so angefühlt), sondern eher, daß es, unter neuen Vorzeichen wieder zurückkehrt.
Ein gleichaltriger Freund hat mal gesagt, er wäre gerne wieder 20, aber mit den Gefühlen und dem Wissen von heute.
Klar, das wäre natürlich schön, und es ist eine dieser Ironien des menschlichen Lebens, daß man körperlich schon längst den Zenit überschritten hat, wenn man endlich kapiert hat, was man will, und was einen glücklich macht, aber es ist dennoch nicht zu spät, um noch ein paar coole Sachen zu machen und eine gute Zeit zu haben.
Das habe ich auf jeden Fall vor in diesem kommenden Lebensabschnitt, auch wenn ich gleichzeitig weiß, daß weiterhin schwierige und schmerzhafte Phasen auf mich zukommen werden.
Das Schönste ist einfach, ich habe wieder eine Perspektive, ich mag mich, und ich mag das Leben, das sich vor mich entfaltet.
Und stehe voll und ganz dazu und drin!
Schönen Abend, Ihr Lieben!
:-)
momoseven - 2011/11/08 17:58
514 x aufgerufen und
abgelegt unter Gefühlshaushalt
die hausmeisterin - 2011/11/09 11:20
Ich freue mich sehr für Dich!
Es ist schön, dass Du nach langer Zeit "angekommen" bist.
Das Alles klingt wirklich gut. Was die coolen Sachen angeht, ist
es - glaube ich - ein Vorzug "unseres" Alters, sie ganz bewusst und mit viel Lebenserfahrung tun zu können.
Guter Wein...Du weisst schon! :-))
Das Alles klingt wirklich gut. Was die coolen Sachen angeht, ist
es - glaube ich - ein Vorzug "unseres" Alters, sie ganz bewusst und mit viel Lebenserfahrung tun zu können.
Guter Wein...Du weisst schon! :-))
Thiara - 2011/11/09 11:46
Mensch, das hört sich ja so richtig gut an !!
Ich freue mich sehr für Dich...
Da besteht ja dann doch noch ein bißchen Hoffnung für mich, wenn bei anderen auch wieder alles gut wird... ;-)
Ich freue mich sehr für Dich...
Da besteht ja dann doch noch ein bißchen Hoffnung für mich, wenn bei anderen auch wieder alles gut wird... ;-)
momoseven - 2011/11/09 15:50
Danke liebe Thiara!
Natürlich gibt es Hoffnung!
Ich habe es früher ja auch nicht glauben können, daß es mir mal besser gehen wird. Alles gut ist es in dem Sinne, daß man dem Leben, auch dem, was darin nicht so gut ist, anders begegnen kann, als früher. Und das macht mehr aus, als man sich vorher ausmalen könnte.
Natürlich gibt es Hoffnung!
Ich habe es früher ja auch nicht glauben können, daß es mir mal besser gehen wird. Alles gut ist es in dem Sinne, daß man dem Leben, auch dem, was darin nicht so gut ist, anders begegnen kann, als früher. Und das macht mehr aus, als man sich vorher ausmalen könnte.
Zwitschie (Gast) - 2011/11/09 22:10
Was ist bei den ganzen positiven Dingen das wichtigste für dich? Ich wollte dir gerade ganz herzlich zu den Entwicklungen auf der Arbeit gratulieren, denn ich glaube, das wäre auch für mich ein supergroßer Schritt zum Wohlfühlen. Und dann hab ich mich gefragt, ob für dich auch der Schwerpunkt darauf liegt, oder ob die anderen Entwicklungen nicht vielleicht wichtiger für dich sind... Jedenfalls freu ich mich sehr für dich!
momoseven - 2011/11/09 22:38
Hallo, meine Liebe!
Ich mag es sehr, daß Du so fein beobachtest!
Ich denke, es ist zuallererst das mit der Arbeit, denn diese ewige Sorge erst einmal loszusein, und weder befürchten zu müssen, daß mir das AA demnächst wieder irgendwas reindrückt, und auch die Tatsache, daß ich mich da weiterentwickeln kann, befreit einfach ganz viel in mir, und schafft Platz für die anderen schönen Dinge, die mir sonst noch so einfallen, zu tun. Früher dachte ich immer, ich brauche keine feste Struktur, das war aber wohl auch deshalb, weil die Strukturen, die ich vorfand, nicht wirklich auf mich gepasst haben. Mittlerweile bin ich sehr froh darüber, regelmäßig zu einer Arbeit zu gehen, die mich nicht komplett auslaugt, aber trotzdem fordert, und fördert, so daß ich den Rest meiner Zeit mit den anderen Dingen füllen kann, wie dem Trommeln und Singen, in der Natur sein, schreiben und was da sonst noch so ist, und noch kommt. Als ich noch alle Zeit der Welt hatte, wusste ich oft nicht, was ich damit anfangen soll.
Jetzt habe ich das Gefühl, eine wirkliche Basis zu haben, und das ist die Arbeit.
Ich denke, es ist zuallererst das mit der Arbeit, denn diese ewige Sorge erst einmal loszusein, und weder befürchten zu müssen, daß mir das AA demnächst wieder irgendwas reindrückt, und auch die Tatsache, daß ich mich da weiterentwickeln kann, befreit einfach ganz viel in mir, und schafft Platz für die anderen schönen Dinge, die mir sonst noch so einfallen, zu tun. Früher dachte ich immer, ich brauche keine feste Struktur, das war aber wohl auch deshalb, weil die Strukturen, die ich vorfand, nicht wirklich auf mich gepasst haben. Mittlerweile bin ich sehr froh darüber, regelmäßig zu einer Arbeit zu gehen, die mich nicht komplett auslaugt, aber trotzdem fordert, und fördert, so daß ich den Rest meiner Zeit mit den anderen Dingen füllen kann, wie dem Trommeln und Singen, in der Natur sein, schreiben und was da sonst noch so ist, und noch kommt. Als ich noch alle Zeit der Welt hatte, wusste ich oft nicht, was ich damit anfangen soll.
Jetzt habe ich das Gefühl, eine wirkliche Basis zu haben, und das ist die Arbeit.
Dicken
Das sind aber mal süsse Smileys!
:-)