Mittwoch, 23. Juni 2010

Nachgedachtes

Als einer der (so scheint es mir zumindest) eher verschwindend wenigen Menschen, denen diese Fussballweltmeisterschaft ziemlich am Arsch vorbeigeht uninteressant vorkommt, stelle ich fest, daß ich, zumindest akkustisch, aber auch energetisch, regelrecht gezwungen bin, das ganze Theater mitzukriegen, will ich nicht den ganzen Tag mit Oropax rumlaufen. Ehrlich, ich freu mich, wenn sich andere Leute freuen, und will das auch nicht kritisieren, oder mich abfällig äussern (oder zumindest nicht allzusehr) aber ich persönlich verstehe es einfach nicht, und es gibt mir einfach nichts und ich werde wirklich aufatmen, wenn das Getröte und Gebrülle, und Geknalle und Fahnengeschwenke und Gehupe endlich vorbei ist.
Oh ja, und mein armer kleiner Hund auch. Wir waren vorhin so dumm, bei Abpfiff Gassi gegangen zu sein, und sie ist vor lauter Panik nur noch kreuz und quer gerannt.
Heute Nacht ist bestimmt wieder DER MIT DER TRÖTE am Start, der irgendwo im Dorf rumtorkelt, und die ganze Nacht rumtutet.
Aber sie regen sich auf, wenn man mal ein bisschen trommelt...
GRUMMEL.....

Ansonsten geht es mir soweit sehr gut. Das Arbeiten macht wirklich Spass, das Feed-Back ist immer noch gut, und wie es aussieht, wird das also für die nächsten Monate mein Arbeitsplatz bleiben. Wollte ich schon immer mal, mir ein paar Schuhe bei der Arbeit in einem Kino durchlaufen. Theater hatte ich schon.
Und, was ich richtig cool an dem Laden finde: Mitarbeiter haben freien Eintritt und kriegen richtig viel Ermässigung bei den Getränken, und dem Knabberkram.

Aber etwas ist mir aufgefallen, und es gab mir zu denken, und ich weiss auch nicht, ob ich das gut finden soll und ich glaube eher nicht:
Mein Hausarzt, der fast das ganze letzte Jahr meine Beschwerden als psychosomatisch titulierte, und mich nie auch nur ansatzweise mal behandelt hatte, wurde plötzlich ganz anders, als ich ihm von meinem neuen Job erzählte. Es schien, als würde er das erste Mal die Möglichkeit in Betracht gezogen haben, daß ich tatsächlich ein körperliches Problem habe, welches man behandeln muss, weil es meinen Arbeitsalltag ziemlich beeinträchtigt. Eigentlich hatte ich das Gefühl, der hat mich das erste mal ernst genommen. Zumindest hat er mir ein paar Tabletten verschrieben.
Wenn ich dieses Verhalten von Ärzten, und auch anderen Instanzen, oder auch Privatpersonen Langzeitarbeitslosen gegenüber als relativ üblich annehme (oft genug mitgekriegt, daß es so ähnlich abläuft), kriege ich einen ziemlichen Hals.
Jobs machen Leute, und die, die keine Jobs haben, Naja, die zählen einfach irgendwie nicht wirklich. Die sind nicht wirklich ernstzunehmen. So kommt das für mich zumindest rüber, und das mit meinem Arzt war ja nur eine kleine Spitze.
Für mich persönlich ist das gerade so ein gutes Gefühl, an so einem Ort zu arbeiten, wie jetzt dem Kino, dort angenommen zu werden, selbst, wenn es wieder nur mit 1.50E bezahlt wird, und ich weitere Monate knapsen muss, aber ich komme weg von diesem Hartz 4-Gefühl, was einfach zum Kotzen ist, und nicht von UNS gemacht (aber tief gefühlt), sondern von unseren lieben Mitmenschen, oft denen mit guten Jobs, oder denen, die gar nicht arbeiten müssen.

Bevor ich mich jetzt so kurz vorm Schlafengehen noch zu sehr echauffiere, hör ich jetzt lieber auf.
Es ist zum Glück doch wieder ruhig geworden, unjd ich habe mich jetzt auch wieder ein bisschen abgeregt. Musste einfach mal ein bisschen rumgrummeln.

Schlaft Gut, Ihr Alle.
Auch Ihr glücklichen Fans, auf meine Weise freue ich mich für Euch...!

:-)
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murmel (Gast) - 2010/06/24 00:00

Wenigstens noch jemand, der nicht so richtig vom Fußball gefesselt ist. Das Wichtigste scheint für viele Leute die Gelegenheit zum Trinken und Grölen zu sein. Nervig!
Naja, noch ein Spiel, dann ist es vorbei.

Hatte nun endlich mal wieder Zeit, bei Dir zu lesen und musste ganz schön aufholen. Vielleicht nicht mehr so häufig klingt es jetzt ausgeglichener und mutiger.

Viele Grüße,
murmel

momoseven - 2010/06/24 14:30

Hallo liebe Murmel,

ja, ist eine Weile her. Schön, wieder von Dir zu lesen.
Meinst Du wirklich, die schaffen nur noch ein Spiel???
Na ja, und selbst, wenn die Deutschen raus wären, in unserem Multikultiland wird dann sicher trotzdem weitergetrötet...;-)
Wie les ich den letzten Satz jetzt: Daß ich nicht mehr so oft mutig und ausgeglichen klinge, oder wie....?
Liebe Grüsse von Mone
murmel (Gast) - 2010/06/24 20:47

Ui,
jetzt, wo ich's nochmal lese...

Das waren verquere Mitternachts-Gedanken auf dem Weg ins Netz...

Nein, ist anders rum gemeint:
-> nicht mehr so häufige Einträge
-> dafür ausgeglichener

Liebe Grüße,
murmel
momoseven - 2010/06/24 22:40

Hihi!

Uff, da bin ich aber doch erleichtert...
Danke, das hört sich gut an, und selbst sieht man sowas eher nicht.
Sagt mir neulich auch jemand, der mich lange nicht gesehen hatte, daß ich ausgeglichener wirke.
Dir auch liebe Grüsse!!!
:-)
Nachtgezwitscher (Gast) - 2010/06/24 11:09

Dampf ablassen ist gut! Heute hatte ich auf der Arbeit einen nervigen Anruf, und ich bin auch berechtigterweise unfreundlich geworden. Hat auch richtig gut getan! Danach fühlt man sich viel besser. Das, was du über Langzeitarbeitslose sagst, macht mich traurig. *drück*

momoseven - 2010/06/24 14:35

Hallo Liebe!

Ja, ich denke, ein bisschen berechtigtes Rohrspatzschimpfen dürfen sich auch die "Lieben" ab und zu erlauben, sollten es sogar.
Ich denke, da liegt auch der wirkliche Grund für als den Lärm und das Getobe in diesen Tagen, endlich dürfen die sich mal alle richtig austoben....
Ja, das mit den Arbeitslosen, das ist auch traurig. Ich habe mit so vielen gesprochen, die ähnliches erzählen, und die sich mit der Zeit klein und geduckt fühlen, und es gibt wenig Ermutigung.
*DickDrückzurück*
Eugene Faust - 2010/06/24 11:30

Vielleicht

solltest du das Ganze einfach so umdeuten, dass eigentlich dein Arbeitgeber subventioniert wird. ;)

momoseven - 2010/06/24 14:41

(Seufz)

Wenn es denn nur auch klappen täte. Die neue Chefin berichtet, daß selbst die Förderung vom Staat manchmal so lange zurückgehalten wird, daß sie ihre Löhne nicht zahlen kann, und einen Überbrückungskredit aufnehmen muss. Sie meinte, sie würde lieber fest jemanden einstellen, als daß sie alle paar Monate jemanden komplett neu einarbeiten muss, sie arbeitet nämlich, soweit ich das sehen kann, IMMER. Sie übernimmt auch Sozialstundenabbüßer, die manchmal sehr zeitaufwendig sind, wenn sie nicht gerade wochenlang krankgeschrieben sind.
:-X
Eugene Faust - 2010/06/24 17:49

Ich dachte dabei gar nicht an deine Arbeitgeberin als Person, sondern an das System.
momoseven - 2010/06/24 17:52

Hab ich wohl nicht so richtig kapiert. Hm, auch jetzt noch nicht so ganz...Hm...Habe heute mal wieder die lange Leitung ausgerollt, habe ich schon heute morgen gemerkt....;-)
Eugene Faust - 2010/06/25 13:31

Vielleicht ist mein Gedanke einfach zu naiv :)

Ich dachte eben, wenn du beispielsweise 20 Stunden wöchentlich in einem Büro arbeitest, verdienst du ja im Normalfall 20 x Stundenlohn. Du bekommst aber lediglich 20 x 1,50 für diese Arbeit. Was zu einem vernünftigen Entgelt fehlt, kommt nun, weil eigentlich der Arbeitgeber "es sich nicht leisten kann", indirekt vom Amt, anstatt, dass es vom Arbeitgeber direkt an dich überwiesen würde. Das Amt könnte doch den Arbeitgeber direkt subventionieren, damit er dir einen vernünftigen Lohn bezahlen kann. Ist jetzt klarer, was ich meinte? Eine Umdeutung als mentale "Krücke" quasi, damit die Selbstachtung unbeschadet bleibt!
momoseven - 2010/06/25 16:49

Die Idee ist sicher sehr gut, würde aber wahrscheinlich verwaltungstechnisch eher schwer zu realisieren sein, weil ja doch immer viele Wechsel stattfinden. Ausserdem hat das Amt auch nicht soviel Geld, denn es müsste dem Arbeitgeber ja viel mehr bezahlen, als er mir rausgibt. Ach, kompliziert ist das.
Egal. Heute wurde mir noch einmal explizit gesagt, daß man gerne mit mir arbeitet, und daß man mich auch gerne mal in den Programmrat stecken will, oder als mal Conferencieuse auf die Bühne (Schluck), und das Universum wird mich schon nicht verhungern lassen in den nächsten Monaten, also mach ich das, und freue mich darüber, daß ich so viel werde lernen können.
Ich melde mich morgen mal, Liebe! Jetzt muss ich gleich schon wieder wegstürzen.
:-X
Valerian Goodnight - 2010/06/24 14:21

Liebe Mone,
das was du da ansprichst habe ich schon mehrfach mitbekommen. Nicht aus eigener Erfahrung glücklicherweise. Durch Bekannte, Freunde, die auch lange keine Arbeit hatten. Man scheint tatsächlich von ärztlicher Seite davon auszugehen daß Menschen von denen man erwartet daß sie situationsbedingt frustriert sein müssten nicht wirklich körperlich krank sein können. Das ist ein Unding, das ich -selbst als nicht Betroffene- gern aus der Welt geschafft sehen würde.
Menschen, mit denen so umgesprungen wird können dies meiner Meinung nach garnicht oft und deutlich genug aussprechen oder schreiben.
Freut mich daß es bei dir aufwärts geht, Liebe.
*Ich drück dich und deine Süsse*
Tröööt-Grütze *ich gesteh's - ich bin ein Radau-Macher ;O)

momoseven - 2010/06/24 14:50

Hallo, liebstes Katzenkraut!

Richtig bewusst ist mir das erst da beim Arzt geworden, und ich dachte mir dann aber schon, daß das kein Einzelfall ist, was Du jetzt gerade bestätigt hast. Es ist eine schrittweise Demoralisierung, die da stattfindet, und ganz ehrlich, ich finde es sauschwer, aus diesem Gefühl rauszukommen, und kann mir vorstellen, daß Menschen mit Suchtproblemen dann erst so richtig auf die Nase fallen könnten. Ich bin/war auch so ein Mensch, und daß ich im Moment die Kurve kratzen kann, ist ein riesiges Glück, wobei ich sehr lange gebraucht habe, um mich, nach dem Burn -Out wieder "zu fangen", wie man so schön sagt, und ohne diese Betreuung, bei der ich hier in meiner Stadt wirklich Glück habe, hätte ich das nicht so gut hingekriegt. Und soooooo viele sind damit komplett allein....

Liebste Ohrenschutzgrüsse ;-)
romeomikezulu - 2010/06/24 19:03

Also, dafür, dass sich mal zu früheren zeiten erherbliche Teile meines Freundkreises aus (angehenden) Ärzten zusammengesetzt hat, muss ich heute leider sagen: Ärzte sind schon ein ziemliches Gesindel.

Das ist ganz, ganz selten, dass man mal Einen erwischt, der sich für den Menschen oder auch nur für die konkrete Erkrankungsgeschichte interessiert, zumal wenn Allgemeinarzt.

momoseven - 2010/06/24 19:10

Hallo!

Ja, leider ist das auch hier wirklich so. Die guten Ärzte scheinen langsam auszusterben. Mein früherer Hausarzt z.b., leider schon lange in Pension, sorgfältig, wohlwollend, und ohne seine Umsicht wäre ich als Kind schon an Nierenversagen gestorben.
Bin auf der Suche nach einem (kostenlosen)Hausarzt mit ganzheitlicher Sicht. Mal gespannt, ob ich hier einen finde. Der letzte hat sich sogar die Beratung bezahlen lassen....PFFFFFT!
Tan (Gast) - 2010/06/25 01:44

Da fällt mir ein Zitat von der Knef ein. In einer etwas abgewandelten Form ;)
Wenn du mit Hartz 4 verheiratet bist, hast du die Demütigung zur Schwiegermutter.
Das drückt mir so langsam auch aufs Gemüt :(
Liebe Grüße Tan

momoseven - 2010/06/25 16:51

Hey!

Bist Du das??? Lass Dich nicht unterkriegen!!!!
Liebe Grüsse und bis hoffentlich bald!!
:-)

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Heinrich.Sch - 2016/02/01 16:50
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momoseven - 2016/01/19 23:09
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