Freitag, 30. Dezember 2011

Rauhtage

So richtig auf der Höhe bin ich zur Zeit ja nicht.
Ich habe mich ein wenig erholt, ja, aber es genügt ein falsches Wort, um mich in den Abgrund zu schubsen. Und seltsamerweise, wenn ich da unten bin, dann erwischt es mich manchmal noch doppelt fies.
So stapfte ich heute in gedrückter Stimmung mit meinem dicken Bibliotheks-Rucksack auf einem 10 Meter breiten Bürgersteig und hörte plötzlich von hinten ganz nah " Geh mir aus dem Weg, Du dumme F...e!"
(Ich schreibe das Wort gar nicht aus, zumal ich nicht sicher bin, ob es mit F oder mit V geschrieben wird, aber ich vermute, das ist egal, weil es denen, die es benutzen, wahrscheinlich eh wurscht ist). Geschockt umgedreht, flanierte an mir ein junges Paar vorbei, SIE, blond, stylisch, lachte, wie über einen guten Witz, während ich nur ein stotterndes "He, geht´s noch?" hinterherwerfen konnte. Er, der Urheber des netten Satzes, ein nackenrasierter Typ, wie sie hier zu Hunderten rumlaufen, schick gekleidet, dreht sich nicht mal um, ich sah nur ein hämisches Grinsen von der Seite.
Mich gruselt.
Ich brauchte den ganzen Nachmittag, um mich wieder zu beruhigen. Ich wünschte, ich hätte ihn zur Rede stellen können, ihm ganz ruhig und präzise meine Meinung pfeifen können, so daß er sich mit hochrotem Kopf entschuldigt hätte, und nie, nie wieder soetwas zu irgendjemandem sagt, schon gar nicht zu einem wildfremden Menschen, dessen Gesicht er nicht mal gesehen hat, aber mir blieb einfach die Luft weg.
Und, ganz im Ernst, in einer kurzen Sekunde wäre ich gerne groß, stark und brutal gewesen, und hätte ihm die Fresse poliert.
Das geb ich gerne zu, denn das Gefühl der Hilflosigkeit und der Scham war in einem Moment fast nicht zu ertragen.
Vielleicht hätte ich sogar richtig gut reagieren können, wenn ich einen anderen Menschen hätte verteidigen müssen, aber ich selbst konnte nichts für mich tun in diesem Moment, und das war eine harte Erkenntniss.
Mich gruselt wirklich! Dabei ist das hier nicht New York, oder Berlin, sondern nur eine poplige Möchtegern-Großstadt, und auch, wenn sicher nicht alle Menschen hier so sind, so gibt es doch sicher einige davon, die mit so einer Haltung durch die Welt gehen. Dabei noch hämisch zu grinsen, und die lachende Zustimmung der Frau neben ihm, das hat mir dabei noch den Rest gegeben.
Vielleicht schimmert hier das wahre Gesicht einer Gesellschaft durch, in der Agressionen tabuisiert sind, und die sich in blutrünstigen Filmen und Computerspielen ein zweifelhaftes Ventil sucht, was von der Industrie und der Werbung noch gefördert wird. Wenn solche Inhalte dann verinnerlicht werden, dann sind Menschen keine Menschen mehr, sondern störende Hindernisse, Feinde, Gesocks, etc., die man verbal (oder, wie es in Großstädten überall geschieht) auch tätlich auf ihren Platz verweisen muss.

Nun ja, es sind die Rauhnächte, eine Zeit, die ich selbst immer als sehr empfindlich und verletzlich erlebe.
Auch "beisst" das Wetter zur Zeit wieder, und die Pause von der Menopause scheint auch vorbei zu sein.
Deßhalb werde ich jetzt meine alte Räucherschale auspacken, und zumindest hier für mich Zuhause ein Feld mit guter Energie erschaffen, in dem ich mich dann hoffentlich auch wieder ganz beruhigen kann.

Euch Allen Schutz und ganz viel Gute Energie und ein Schönes Wochenende!

:-/
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murmel (Gast) - 2011/12/30 20:38

Ui, sowas würde mich auch kalt erwischen. Da fehlt uns wohl die Kaltschnäuzigkeit - zum Glück!

Irgendwie empfinde ich eine Menge Menschen, v.a. junge, soweit weg von meiner eigenen Lebenseinstellung, dass ich so gar kein Verständnis dafür habe. Meist betrifft das den Respekt im Umgang mit anderen und der Natur, aber auch die Konsumhaltung/Bedürfnisse im alltäglichen Leben und oft solche Dinge wie Neugier, Offenheit, Optimismus.

Ich wünsche Dir einen erholsamen und positiven Abend!

momoseven - 2011/12/30 20:47

Hallo, liebe Murmel!

Da sprichst Du mir aus der Seele.
Ich bin eigentlich ein Mensch, der versucht, alles zu verstehen, und zu respektieren, wenn es mir möglich ist, aber da komme ich nicht mehr mit, und es tut mir in der Seele weh.

Inzwischen duftet es im ganzen Horst nach Weihrauch und Benzoe Siam, und so langsam geht es mir wieder etwas besser.

Dir auch einen Schönen Abend und einen wunderbaren Rutsch ins neue Jahr!
die hausmeisterin - 2011/12/31 03:38

Puh!

Ziemlich eklig! *schüttel*
Ich kenne solche Situationen auch. Und meist bin ich nur fassungslos, wie roh und abgestumpft manche Menschen mit mir umgehen und wie ohnmächtig ich mich dabei fühlen kann. Erhol`Dich gut von diesem Mist!
Ich wünsche Dir einen ganz tollen Rutsch ins neue Jahr, Liebe!
By the way: Dein Päckchen ist angekommen und ich habe mich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr gefreut!
Besonders, weil ich schon lange nichts Selbstgebasteltes mehr bekommen habe und diese Geschenke eigentlich am liebsten mag! :-))
Vielen, vielen Dank!
In dem süssen Täschchen werde ich morgen mein Handy spazieren führen, wenn ich das Silvesterfeuerwerk schauen gehe.
Und die lila/goldene Göttin hat neben dem schön glitzernden Steinchen bereits einen Ehrenplatz auf dem Schlafzimmerregal.
Ganz dicken Kuss und viele Silvestersternchen sendet Dir
Daya

momoseven - 2011/12/31 10:10

Liebe Daya!

In der Form ist mir sowas noch nie passiert.
Und wenn man sagt, daß das Aussen ein Spiegel der eigenen Seele ist, so mag das insofern stimmen, weil ich mich vor diesem Moment sehr klein und nutzlos gefühlt hatte. So gesehen sehe ich diesen Vorfall inzwischen für mich auch als Wachrüttler an, und habe mich gestern Abend wieder ziemlich aufgerichtet.
Das freut mich riesig, daß alles gut angekommen ist, und daß es Dir gefällt. Das Täschchen ist auch tatsächlich genau für Handys gedacht, und die kleine Doni soll Dir ganz viel weibliche Power schenken. Hast Du auch das Om-Steinchen entdeckt?

Hab einen Guten Rutsch heute Nacht!
Dicken Kuss zurück
Mone
die hausmeisterin - 2011/12/31 12:58

Das glitzrige Om-Steinchen

habe ich buchstäblich in letzter Sekunde entdeckt.
Noch liegt es auf seinem Ehrenplätzchen auf dem
Regal im Schlafzimmer, wird aber in zukünftig mein
persönlicher Talisman und darf heute Abend auch
mit zum Feuerwerk! :-))

Was Du schriebst über den persönlichen Wachrüttler,
empfinde ich ebenso. Allerdings trifft man manchmal
auch - ganz unvorbereitet, "unverschuldet" und guter
Dinge - auf so ein Ar***loch, dass Einem einfach nur
den Tag versauen will. Hier in Köln meide ich deshalb
Freitagsabend die Innenstadt, wenn die "Party-People"
unterwegs sind, die am Wochenende die Sau `rauslassen
müssen.

Feiere schön! Ganz liebe Grüsse
Daya
Und
momoseven - 2011/12/31 13:13

Könnte allerdings sein, daß das Glitzern sich beim Transportieren mit der Zeit etwas abreibt. Aber unter dem Glitter ist richtiger Goldlack drauf und der hält. Möge es Dir viel Glück bringen!

Selbst in unserer kleinen Stadt sollte man als Frau bestimmte Orte meiden, vor allem am Wochenende.
Ich bleib heute ganz ruhig Zuhause und beruhige mein Hundchen.
Ausserdem wird heute Nacht wieder tüchtig geräuchert, und zwar eine richtig schön aufgeräumte Wohnung.
:-)

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